Die Georgische Heerstrasse
„Ich habe die Georgische Strasse erlebt, das ist keine Straße, sondern Poesie, eine wundervolle phantastische Erzählung, geschrieben vom Dämon...“
  Anton Tschechow
Die Georgische Heerstrasse verläuft entlang des historischen Karawanenweges, sie galt schon in der Antike als wichtigste Verbindung zwischen dem Norden und dem Orient. Der kleine Gebirgspfad war bereits im Altertum bekannt und seit dem 2. Jh. v. Ch. hart umkämpft gewesen. Schon im ersten nachchristlichen Jahrhundert beschrieb der römische Geschichtsschreiber Strabon diese beschwerlichste Route in einer Skizze über Iberien (Kartlien). Römische Regionen kontrollierten zu dieser Zeit die Straße.
Bekannt und gefährlich war der Weg nicht nur wegen der Naturerreignisse, sondern auch wegen der Räuberbanden. Im 5. Jh. ließ darum Wachtang Gorgassali in der Dariali- Schlucht mächtige Befestigungsanlagen anlegen. König Dawit IV. verstärkte die Dariali-Festung.
Seine eigentliche Bedeutung erhielt die Route unter den russischen Zaren, die sie im 19. Jh. zu einer wichtigen Strassenverbindung zwischen Wladikawkas und Tiflis, unter dem Namen  „Grusinische (= Georgische)  Heerstrasse, ausbauten.
Alte Heerstrasse bildet mit dem 2. 395 m hohen Kreuzpass den niedrigen Übergang über den Großen Kaukasus. Der Name des Passes wird auf ein hölzernes Kreuz zurückgeführt, das seit 1803 auf der Passhöhe steht.
Die Fahrt an der Georgischen Heerstrasse, hinauf in den Großen Kaukasus, durch Bergtäler und die Schluchten des Flusses Terek (Tergi), sowie Aragwi ist ein besonders abenteuerliches Erlebnis. Mosaik aus der Sowjetzeit an einer Aussichtsplattform nördlich von Skiegebiet Gudauri schreibt die Geschichte des XX. Jahrhunderts und bietet einen atemberaubenden Blick über die Schluchte und Täler.
 Die Sehenswürdigkeiten an der Heerstrasse: Wehrkirche Ananuri, Skigebiet Gudauri, Gergeti Dreifaltigkeitskirche, der Berg Kazbegi, Betlems Höhle, Dariali- Schlucht.
Wehrkirche Ananuri
Auf einer Landzunge oberhalb des Stausees Schinwali erhebt sich die Wehrkirche Ananuri, erbaut vom 16. bis 18. Jh. Vom großen Interesse ist die Südfassade der großen Kreuzkuppelkirche „Maria Entschlafen“ mit einem außergewönlichen schönen Rebendekor flankiert von zwei Cherubimen, ferner Tauben, Hirsche und andere figürliche Darstellungen in Steinmetzarbeiten.  Von den Fresken im Inneren blieben nur Reste, nachdem die nordkaukasischen Lesgier bei einem Überfall im 18. Jh die Kirche in Brand gesetzt hatten.
 
Skigebiet Gudauri
Auf 2.000 m Höhe, 120 km entfernt von Tiflis, liegt das Skigebiet Gudauri, das vor knapp 20 Jahren von einem österreichisch- georgischen Gemeinschaftsunternehmen errichtet wurde. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war das Dorf Gudauri eine belebte Poststation. Heute ist der Ort mit seinen 19 km langen Skipisten auf der Höhe bis 3. 250 m ein beliebtester Skibergurlaubsort sowohl für Georgier, als auch ausländische Skifahrer. Sie könnnen die weiße Landschaft, die strahlende Sonne und der blaue Himmel den ganzen Tag genießen. Am attraktivsten sind Helikopter- Skitouren, die vor allem Kunden aus Europa anlocken. 
 
Gergeti Dreifaltigkeitskirche
„Hier ist der Platz, die Lage, das geniale Eingebundensein in eine wirklich dramatische Landschaft: Im Norden der Gebirgseinschnitt der Dariali- Schlucht, das Tor zu Russland; im Nordwesten der Kazbek, der Berg des Prometheus; im Osten tief drunten im flachen Terek-Tal das Städtchen Kasbegi, dahinter das gewaltige Felsmasiv von Schan und Kiri.“
   Rainer Kaufmann
Das „alte Kloster..., Gott nah hoch über Wolken dort!“, das Puschkin mit seinem Gedicht meint, wurde im 13. /14. Jh. auf einem zu vorchristlicher Zeit schon heiligen Platz gebaut.  Die Dreifaltigkeitskirche (georgisch: zminda Sameba) liegt ca. 2 200 m hoch. Der Kirchenkomplex umfasst eine Kreuzkuppelkirche (14. Jh), einen Glokenturm (15./16. Jh), sowie eine Festungsmauer. Die pflanzlichen und geometrischen Ornamente verzieren die Fenster und Portale. 
Der Wanderweg zur Kirche führt über das Dorf Gergeti, dann durch Laub- und Nadelwälder sowie über die Blumenwiesen, oben am Fuße des Kaukasus, an der Zminda Sameba tut sich eine überwältigende Landschaft auf.
 
Der Berg Kasbegi
An den Wurzeln der abendländischen Mythologie
 Kasbegi - ein beliebter Berg für Bergsteiger liegt auf 5.047 m über MM.  Seine ursprüngliche Bedeutung auf Georgisch lautet Mkinwarzweri (Eisgipfel), die sich auf den mit dem ewigen Schnee bedeckten Gletscher bezieht. Wer vor Kasbegi steht und zu diesem beeindruckenden Berg hinaufblickt, wird schnell wahrnehmen,  dass er hier an einer der Wurzeln der abendländischen Mythologie angelangt ist. Laut der Amirani Legende ist es der Berg, an den Prometheus, denn die georgische Sage Amirani nennt, angeschmiedet wurde, aus Rache dafür, dass er den Göttern das Feuer gestohlen und den Menschen gegeben hatte. Der Legende zufolge: Täglich kommt ein Adler und frießt vom gefesselten Amirani die Leber. Amiranis treuer Hund Qurscha aber  nagt an den Ketten. Doch an jedem Gründonnerstagmorgen schlagen vom Gott beauftragte Schmiede mit schweren Hämmern auf den Amboß und geben der zerbrechlichen Kette ihre ursprüngliche Kraft zurück.
 
Betlemi- Höhle
 Betlemi- Höhle, die auch als Einsiedler-Höhle bekannt ist, befindet sich über 3. 675 Meter hohe auf dem Gletscher von Gergeti. Eine große Eisentür verschließt den Eingang. Dort hängt eine Eisenkette, auf welcher sich die Mönche einen etwa 300 m hohen Felsen hinaufzogen haben.  Bei der Forschung der Höhle Ende der 1940 er Jahre wurden darin eine Kirche, Mönchszellen, einen bronzenen Kerzenständer und eine Ikone mit einer Inschrift, dass die Höhle im 10. Jh. bewohnt war, entdeckt. Zur Zeit der Mongolenstürme versteckten die georgischen Krieger georgische Schätze in der Betlemi- Höhle. Eine Legende erzählt, dass um das Geheimnis des Verstecks zu wahren, erdolchten sie sich danach gegenseitig. 
Dariali-Schlucht
Großartige Schöpfung der Natur
Hinter Kasbegi führt alte Heerstrasse entlang des Flusses Terek in die düstere tiefe und sagenumwobene Dariali-Schlucht bis zur Grenze der russischen Föderation. Zwei Jahrhunderte lang  war die Kaukasische Pforte weniger Grenze als vielmehr Verbindung zwischen Russland und Transkaukasus.
Die Dariali-Schlucht leitet ihren Namen vom persischen dar-i und von den Alanen (dt. Pforte der Alanen) her. Über diese Pforte berichtete der römische Schriftsteller Plinius der Ältere (1. Jh. ), dass ein Eisentor die „kaukasische  Pforte, jene großartige Schöpfung der Natur“ verschlossen hatte. Bei der Fahrt durch die Schlucht erleben die Reisenden eine unvergessliche malerische Natur. Auf dem linken Terek-Ufer, an der schmalsten Stelle der „Alanenpforte“ sind die Ruinen einer Festung sichtbar, die auf römisch-hellenischer Zeit datiert wird. In folgenden Jahrhunderten wurde die Festung von georgischen Königen oftmals verstärkt und ausgebaut. Auf dem rechten Terek-Ufer erhebt sich ein georgisch-orthodoxisches Dariali-Kloster.